Heinersgrün. Samstag, 7.54 Uhr. Mitten im ehemaligen Todesstreifen. "Hallo, guten Morgen Deutschland!" Die Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (Sachsen) und Markus Söder (Bayern) trafen sich am 30. Tag der Deutschen Einheit genau dort, wo einst der Eiserne Vorhang die ganze Welt in zwei Teile spaltete. Hier sind bis vor 31 Jahren noch Schüsse gefallen. Einen Steinwurf entfernt von der Verbindungsader zwischen Ost und West - direkt an der Autobahn A72 - steht der letzte noch unberührte Grenzturm der ehemaligen DDR. Genau dieses Mahnmal hatten sich Michael Kretschmer und Markus Söder ausgesucht. Kein riesiger Presserummel. Das schien ihnen wichtig. Stattdessen große Worte, um die deutsche Demokratie zu stärken und damit Deutschland als Ganzes zu würdigen.
Markus Söder spricht im Vogtland zu den Sachsen
Es ging alles ganz schnell. Die Sonne ging im Osten auf. Ein Hubschrauber landete. In den leichten Wind mischte sich angenehme Wärme. Es war ganz ruhig und friedlich, als der bayrische Ministerpräsident mit seinem sächsischen Kollegen den Kolonnenweg der Grenztruppen der ehemaligen DDR abschritt. Anfangs noch etwas müde, spürte man wie "der Söder" hochfuhr. Und dann richtete sich der Nürnberger an seine Landsleute in Sachsen: "Ohne den Mut der Bürgerinnen und Bürger in der DDR hätte es unsere Deutsche Einheit nie gegeben. Wir müssen alle froh und dankbar sein, dass diese Revolution stattfand, und zwar ohne dass auch nur ein Schuss fiel." Mit Blickrichtung Hauptstadt positionierte sich Markus Söder angesichts vermeintlicher Alleingänge der Sachsen. "Ich bin sehr froh über jeden starken Ministerpräsidenten, der klare Worte findet, manchmal sicher auch zur Überraschung in Berlin. Deutschland braucht solche starken Ministerpräsidenten", stärkte Markus Söder (CSU) dem Sachse Michael Kretschmer (CDU) den Rücken.
Michael Kretschmer sticht die bayrischen Gäste aus
Dass sich Michael Kretschmer und Markus Söder mögen, es war augenscheinlich. Feinschmecker Söder wollte den Kollegen zum Feiertag mit einem Spezialitätenkorb überraschen. "Mit wunderbaren Produkten aus Bayern", warb der Politiker für den weißblauen Freistaat und seine exzellente Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Doch beim Vororttermin lachte der Ministerpräsident des flächenmäßig größten aller 16 Bundesländer: "Das gibt's net. Ich muss zugeben, dass Dein Präsentkorb deutlich größer ist." Im Hintergrund feixte Kitty Fischer. Die Geschäftsleiterin war mit ihren Leuten aus dem benachbarten Globus-Vogtlandcenter Weischlitz angerückt. "Wir haben unsere besten Produkte in den Korb gepackt, der irgendwie gar nicht ausgereicht hat, weil wir so viele gute Sachen haben", schmunzelte Kitty Fischer. Die etwa 50 Gäste aus Ost und West wurden prima bewirtet. Für die Globus-Mannschaft ist das übrigens Alltag. Immer mehr Oberfranken kommen täglich ins Einkaufscenter, welches gerade für über zehn Millionen Euro modernisiert wird. Gut miteinander auszukommen scheinen auch der Hofer Landrat Oliver Bär (CSU) und Vogtland-Landrat Rolf Keil (CDU). "Her mit den Fahnen", griff das Duo den Pressewunsch nach einem Foto mit Symbolcharakter gerne auf. Das Miteinander kam gut an.
Gabriele Riedel aus München: "Ich liebe das Vogtland"
Zum Einheitsfrühstück stand mit Frank Heidan auch jemand am Grenzturm Gewehr bei Fuß, der vor einem Jahr zur Sachsenwahl knapp scheiterte und so nicht mehr in den Landtag einziehen durfte. Der Bauunternehmer aus Plauen wurde mit Sanierungsarbeiten am Turm beauftragt und er bereitete in holprigem Gelände alles ganz professionell vor. Das hätte er nicht machen müssen. "Ich habe vor 31 Jahren dafür gekämpft, dass wir in einer Demokratie leben können. Jetzt tun wir das. Das Votum der Wähler habe ich akzeptiert. Und ich bin heute sehr gerne hier", betonte Frank Heidan. Für einen großen Moment sorgte dann urplötzlich auch eine kleine Frau. Brigitte Wunderlich drängelte sich durch und überreichte den beiden Ministerpräsidenten alkoholische Minipräsente zum 30. Tag der Deutschen Einheit. Gelächter. Die menschen hier waren sich einig. Als fast alle weg waren, seufzte Gabriele Riedel. Sie hatte noch gar nichts gesagt. Im Promitross war die Frau offenkundig untergegangen. Der BLICK-Reporter fragte nach und staunte: "Ich bin extra aus München hier hergekommen. Weil ich das Vogtland liebe. Ich habe in Oelsnitz ein Haus geerbt. Drin wohnen ganz liebe Mieter. Und dass ich das heute hier miterleben durfte, es ist eine riesige Freude für mich. Ich fahre jetzt heim nach München und grüße alle Bundesbürger ganz herzlich." Dem gibt es nichts hinzuzufügen.